Wettbewerbsrecht - Anwaltliches Berufsrecht: Unzulässigkeit der Pluralbildung einer Einzelrechtsanwaltskanzlei, 250.000,- Euro, LG Düsseldorf, Az.: 12 O 304/15
Chronologie:
Die Parteien sind Rechtsanwälte und jeweils u.a. auf dem Gebiet des Medizinrechts tätig. Der Beklagte betreibt eine Einzelanwaltskanzlei in Schleswig-Holstein, ohne weitere juristische Mitarbeiter, tritt im Internet aber mit "vielversprechenden" Floskeln auf, wie: "wir wollen nichts unversucht lassen....", "unser Einsatz für Sie macht nicht vor der Kanzleitür halt..." und "alle Rechtsanwälte der Kanzlei sind Mitglieder der Schleswig-Holsteinischen Rechtsanwaltskammer..." Gegen diese irreführenden Angaben richtet sich die Klage.
Der Beklagte trug indes vor, "er ließe sich nicht mundtot machen"....
Verfahren:
Das Landgericht Düsseldorf hat nach kurzer Schlusssitzung den Beklagten verurteilt, es bei Meidung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes von bis zu 250.000,- Euro, ersatzweise Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, zu unterlassen, im Geschäftsverkehr in "Pluralform" aufzutreten, wenn er tatsächlich keine Anwälte beschäftigt und auch keine Gesellschaft mit zumindest einem weiteren Rechtsanwalt führt. Zur Begründung weist das Gericht darauf hin, dass die Äußerungen eine irreführende geschäftliche Handlung darstellen würden. Die Größe der Kanzlei sei für den Rechtsratsuchenden ein nicht unerhebliches Kriterium, der Geschäftsverkehr hege die Erwartung, die Kanzlei sei mitunter leistungsfähiger und unter dem Gesichtspunkt einer Arbeitsteilung differenzierter.
Anmerkungen von Ciper & Coll.:
Mit dem Vorfall war auch die Berufsaufsichtsbehörde des Beklagten, die Schleswig-Holsteinische Rechtsanwaltskammer im Vorfeld befasst (Az.: 01-06534/14). Diese hielt trotz mehrfacher Nachfragen die Handhabung des Beklagten für unbeachtlich. Mit dieser kruden Rechtsauffassung der Anwaltskammer befasst sich daher nunmehr auch das Ministerium für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein (Az.:II 334/1402-E-1-18/16). Das Landgericht Düsseldorf hat dem Beklagten jedenfalls mit der Entscheidung aufgezeigt, wie er nach außen hin aufzutreten hat, stellt Rechtsanwalt Dr. D.C.Ciper LLM, Fachanwalt für Medizinrecht, klar.